Im Jahr 1961 wanderten die ersten Plastiktüten in einem deutschen Kaufhaus über die Ladentheke. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Tragehilfe aus Kunststoff zu einem Alltagsgegenstand. Die Einwegtüte an der Kasse gehörte für Millionen Menschen zur Routine beim Einkaufen. Über die Auswirkungen dieser Flut an Plastiktüten für die Umwelt machte sich damals noch kaum jemand Gedanken.
Das Problem liegt nicht nur darin, dass für die Herstellung Rohöl verwendet wird. Plastiktüten sind im Zeitalter von Einwegverpackungen und Einwegprodukten ein Symbol für unsere Wegwerfgesellschaft. Durchschnittlich sind sie nur rund 25 Minuten in Gebrauch. Das heißt: Sie werden gekauft, einmal benutzt und dann weggeworfen. Auf diese Weise sammelt sich immer mehr Plastikmüll an, der in die Umwelt gelangt und dort große Schäden anrichtet.
Je nach Kunststoffart dauert es zwischen 100 und 500 Jahren, bis sich Plastiktüten zersetzen. In Ozeanen stellen sie eine tödliche Bedrohung dar: Meerestiere können sich darin verfangen und ersticken. Sie können kleinere, bereits zerfallene Plastikteilchen auch mit Nahrung verwechseln, was ihren Verdauungstrakt verletzt. Gerade diese Mikroplastikpartikel werden immer häufiger in Fischen oder Muscheln nachgewiesen.
Doch was wird getan, um den Verbrauch von Plastiktüten einzudämmen? Lange waren Plastiktüten in Supermärkten und Geschäften kostenlos. Bis im Jahr 2016 das Bundesumweltministerium und der Handelsverband Deutschland eine Vereinbarung schlossen. Seitdem durften Plastiktüten nur gegen einen Aufpreis herausgegeben werden.
Diese Maßnahme hatte Erfolg: Im Jahr 2015 nutzten die Verbraucher*innen laut Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung noch 5,6 Milliarden Kunststofftragetaschen. Inzwischen ist diese Zahl auf unter zwei Milliarden gesunken – ein gewaltiger Rückgang. Allerdings ist die Anzahl an verbrauchten Plastiktüten immer noch zu hoch, weshalb lange diskutiert wurde, Plastiktüten komplett zu verbieten.
Dieses Verbot ist nun am 1. Januar 2022 in Kraft getreten. Der Handel darf seitdem keine Plastiktüten mehr an seine Kundschaft ausgeben. Dies gilt auch für Bioplastiktüten, die aus pflanzenbasierten Kunststoffen hergestellt werden. Der Grund: Laut Bundesumweltamt sind sie keine umweltfreundliche Alternative, da sie sich kaum recyceln lassen.
Ausgenommen sind allerdings kleine Plastikbeutel, die zum Verpacken von losem Obst und Gemüse genutzt werden. Das Umweltministerium begründete dies damit, dass ein Verbot vermutlich nur zu neuen Vorverpackungen, wie zum Beispiel Plastikschachteln, geführt hätte.
Eine Befragung der Deutschen Umwelthilfe ergab kürzlich jedoch, dass einige Lebensmittelketten und Drogerien das geltende Verbot umgehen und weiter Plastiktaschen anbieten. Wie das geht? Laut Gesetz sind lediglich Tüten mit einer Wandstärke von 15 bis maximal 49 Mikrometer verboten. Der Handel nutzt nun einfach etwas dickeres Material und ist auf diese Weise rechtlich auf der sicheren Seite. Ein umstrittenes Vorgehen, das auch schon bei Umweltministerin Steffi Lemke auf Kritik stieß.
Doch was sind umweltschonende Alternativen zur Plastiktüte, um die Einkäufe nach Hause zu bringen? Als erstes kommt einem die Papiertüte in den Sinn. Aber: Im Vergleich zu Kunststofftaschen wird bei der Produktion von Papiertüten fast doppelt so viel Energie benötigt. Hinzu kommen große Mengen Wasser und Chemikalien, mit denen die Zellstofffasern reißfest gemacht werden.
Ähnlich sieht es bei Stofftaschen aus. Beim Anbau von Baumwolle kommen ebenfalls viel Wasser und Pestizide zum Einsatz. Erst nach 25- bis 30-facher Wiederverwendung sind Tragetaschen aus Baumwolle umweltfreundlicher als Plastiktüten. Es sei denn, die Baumwolle kommt aus der ökologischen Landwirtschaft. Am umweltfreundlichsten sind laut Bundesumweltministerium Mehrweg-Tragetaschen aus recyceltem Kunststoff oder aus Polyester. Auch mitgebrachte Beutel, Körbe oder Rucksäcke sind Alternativen. Das Entscheidende: Alle Tragehilfen sollten möglichst oft wiederverwendet werden.
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