Hitze, langanhaltende Trockenheit und fehlender Niederschlag hatten im Sommer 2022 erhebliche Auswirkungen auf Flüsse, Bäche und deren Wasserlebewesen. Die Pegelstände von Rhein, Elbe und Donau sanken mitunter auf nie dagewesene Tiefstwerte. In Emmerich, nahe der niederländischen Grenze, ermittelte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung im August sogar einen Tiefstand von null Zentimetern.
Zwar gestaltet sich die aktuelle Lage aufgrund des feuchten Jahresverlaufs nicht annähernd so dramatisch, aber die Gefahr niedriger Pegelstände steigt – vor allem am Rhein, Deutschlands längstem Fluss und eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt.
Niedrige Pegelstände haben nicht nur Folgen für die Schifffahrt, sondern auch für das ökologische Gleichgewicht in den Flüssen. Aufgrund der Sonneneinstrahlung heizen sich die Gewässer schneller auf. Das Problem: Warmes Wasser enthält im Vergleich zu kaltem weniger Sauerstoff (CO2). Sinkt der Sauerstoffgehalt unter einen Wert von vier Milligramm pro Liter, wird es für Fische bereits kritisch.
Fische sind wechselwarme Tiere, das heißt, ihre Körpertemperatur entspricht im Wesentlichen der Umgebungstemperatur. Vor allem heimische Fischarten wie etwa Forellen oder Äschen, die an kältere Gewässer angepasst sind, setzt diese zusätzliche Belastung unter Streß und macht sie anfälliger für Krankheiten.
Darüber hinaus begünstigen wärmere Gewässer das Wachstum von Algen und anderen Pflanzen, die das Wasser übermäßig nährstoffreich machen können, was zu sogenannten Algenblüten führt. Diese Blüten können toxisch sein und den Sauerstoffgehalt weiter reduzieren, was eine ernsthafte Bedrohung für das gesamte Ökosystem darstellt.
Die gute Nachricht: Anders als zunächst befürchtet, führten die extremen Bedingungen im Hitzesommer 2022 nicht zu einem massenhaften Fischsterben im Rhein. Zwar lag die Wassertemperatur mit teils bis zu 26 Grad Celsius über einer kritischen Marke, die Fischbestände sind jedoch erst dann bedroht, wenn mindestens 40 Tage in Folge ein Wert von 25 Grad Celsius überschritten wird, wie das Büro für fisch- und gewässerökologische Studien in Frankfurt/Main erklärte.
Forscher*innen gehen davon aus, dass die Kombination aus Hitze und Trockenheit infolge des Klimawandels zukünftig häufiger auftreten wird. Besonders Rhein und Donau könnten dann häufiger von solchen Niedrigwasserperioden betroffen sein. Das liegt vor allem daran, dass sich die beiden Flüsse aus Niederschlägen, Gletscher- und Schmelzwasser sowie kleineren Nebenflüssen speisen. Das Problem: Niederschläge bleiben aufgrund von Trockenperioden aus, die Gletscher in den Alpen schmelzen immer weiter ab und die Nebenflüsse führen bei starker Hitze zu wenig Wasser oder trocknen sogar komplett aus. Das Ökosystem in den Flüssen stellt dies vor eine harte Probe.
Darüber hinaus greift der Mensch noch auf eine andere Art und Weise in den Lebensraum Fluss ein: Nach Angaben des Institute of Marine Research im norwegischen Bergen spült allein der Rhein jährlich 473 Tonnen Mikroplastik ins Meer. Auch Oder, Elbe, Weser und Ems oder andere Flüsse in Europa wie die Seine oder die Themse betrifft dieses Umweltproblem.
Bis sich Plastik zersetzt, dauert es Jahrhunderte. Es zerfällt dabei in immer kleinere Teile, die der Umwelt aber dauerhaft erhalten bleiben und eine tödliche Bedrohung für die Tiere darstellen. Selbst diese Mikroplastikpartikel können je nach Größe des Lebewesens zu Verletzungen des Verdauungstraktes führen oder die Nahrungsaufnahme blockieren.
All die genannten Faktoren stellen eine Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht in den Flüssen dar. Um diesen Trend zu stoppen und wichtige Lebensräume zu erhalten, hat die Bundesregierung im Jahr 2017 das Förderprogramm „Blaues Band Deutschland“ auf den Weg gebracht. Damit sollen Flüsse und angrenzende Auenlandschaften in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.
In den zurückliegenden Jahren konnten mit den Fördergeldern bereits mehrere solcher Renaturierungsprojekte umgesetzt werden. In der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Bretzenheim wurde an der Nahe beispielsweise ein Deich zurückgebaut. Auf diese Weise entstand ein 50 Hektar großer Naturraum. Der mehr als 120 Kilometer lange Nebenfluss des Rheins bietet nun an dieser Stelle seltenen Fischarten wie Bitterling oder Groppe einen Rückzugsort und mit seinen dicht bewachsenen Flachwasserzonen einen idealen Laichplatz zur Fortpflanzung.
Im Zuge der Industrialisierung und des wachsenden Schiffverkehrs wurden viele Flüsse in ein künstliches Korsett gezwungen. Ufer wurden begradigt, einbetoniert oder gestaut. Das führt dazu, dass bei Hochwasser das Wasser nicht mehr zur Seite ausweichen kann. Es fließt aufgrund der Einengung – wie in einem Kanal – sogar noch schneller flussabwärts.
Renaturierungsmaßnahmen zielen darauf ab, Flüsse in ihren natürlichen Zustand zurückzuführen oder zumindest naturnahe Bedingungen wiederherzustellen. Dies kann durch die Entfernung von Barrieren wie Wehren oder Dämmen, die Wiederherstellung natürlicher Uferstrukturen und die Schaffung von Überflutungsflächen geschehen.
Solche Maßnahmen leisten nicht nur einen Beitrag zum Hochwasserschutz, sie mildern auch Niedrigwasserperioden ab. Durch die Wiederherstellung von Auenlandschaften wird außerdem die Wasserqualität verbessert, da diese Flächen als natürliche Filter wirken und Schadstoffe abbauen.
Es ist also wichtig, dass wir weiterhin in solche Maßnahmen investieren, um die Zukunft unserer Flüsse und der darin lebenden Arten zu sichern.
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