Niedrige Flusspegel und Hitze: Karpfen, Barsche, Aale und Co. ringen um Luft

Agenda 2030 | 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung:

Aus dem Wasser ragende Kies- und Sandbänke sowie trockenliegende Ufer: Diese Bilder waren in den zurückliegenden Jahren entlang der Flüsse in Deutschland immer häufiger zu sehen – egal ob an Rhein, Elbe oder Donau. Wie Hitze, Dürre und Niedrigwasser die Ökosysteme in Fließgewässern beeinflussen und wie Renaturierung zum Hochwasserschutz beiträgt: eine Zusammenfassung zum Internationalen Tag der Flüsse am 24. September.

Hitze, langanhaltende Trockenheit und fehlender Niederschlag hatten im Sommer 2022 erhebliche Auswirkungen auf Flüsse, Bäche und deren Wasserlebewesen. Die Pegelstände von Rhein, Elbe und Donau sanken mitunter auf nie dagewesene Tiefstwerte. In Emmerich, nahe der niederländischen Grenze, ermittelte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung im August sogar einen Tiefstand von null Zentimetern.

Zwar gestaltet sich die Lage derzeit nicht annähernd so dramatisch wie im Vorjahr, doch auch im Sommer 2023 bewegen sich die Pegelstände mancherorts im unteren Messbereich – vor allem am Rhein, Deutschlands längstem Fluss und eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. An der zwischen Koblenz und Mainz gelegenen Rhein-Engstelle in Kaub fiel der Wasserstand im Juli unter die 100-Zentimeter-Marke, wie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes mitteilte. Im Vergleich: Im Mai war der Pegel noch mehr als dreimal so hoch. 

Fische auf der Suche nach Sauerstoff und kühleren Gewässern

Niedrige Pegelstände haben nicht nur Folgen für die Schifffahrt, sondern auch für das ökologische Gleichgewicht in den Flüssen. Aufgrund der Sonneneinstrahlung heizen sich die Gewässer schneller auf. Das Problem: Warmes Wasser enthält im Vergleich zu kaltem weniger Sauerstoff (CO2). Sinkt der Sauerstoffgehalt unter einen Wert von vier Milligramm pro Liter, ist Expert*innen zufolge für Fische bereits eine kritische Marke erreicht. 

Hinzu kommt: Hohe Wassertemperaturen lösen bei den Lebewesen oftmals Stress aus, denn Fische sind wechselwarme Tiere. Das heißt, ihre Körpertemperatur entspricht im Wesentlichen der Umgebungstemperatur. Vor allem heimische Fischarten wie etwa Forellen oder Äschen, die an kältere Gewässer angepasst sind, macht diese zusätzliche Belastung anfälliger für Krankheiten.

Durch das Niedrigwasser können die Tiere vielerorts auch nicht mehr in Nebengewässer ausweichen. Den Aal zieht es beispielsweise in den Sommermonaten häufig in die Altrhein-Arme, weil dort das Wasser deutlich kühler ist und es mehr Schatten gibt. Bei zu geringen Pegelständen ist den Fischen allerdings der Weg dorthin abgeschnitten.

Niedrigwasser in Rhein und Donau droht zukünftig öfter

Die gute Nachricht: Anders als zunächst befürchtet, führten die extremen Bedingungen im Hitzesommer 2022 nicht zu einem massenhaften Fischsterben im Rhein. Zwar lag die Wassertemperatur mit teils bis zu 26 Grad Celsius über einer kritischen Marke, die Fischbestände sind jedoch erst dann bedroht, wenn mindestens 40 Tage in Folge ein Wert von 25 Grad Celsius überschritten wird, wie das Büro für fisch- und gewässerökologische Studien in Frankfurt/Main erklärte.

Forscher*innen gehen davon aus, dass die Kombination aus Hitze und Trockenheit infolge des Klimawandels zukünftig häufiger auftreten wird. Besonders Rhein und Donau könnten dann häufiger von solchen Niedrigwasserperioden betroffen sein. Das liegt vor allem daran, dass sich die beiden Flüsse aus Niederschlägen, Gletscher- und Schmelzwasser sowie kleineren Nebenflüssen speisen. Das Problem: Niederschläge bleiben aufgrund von Trockenperioden aus, die Gletscher in den Alpen schmelzen immer weiter ab und die Nebenflüsse führen bei starker Hitze zu wenig Wasser oder trocknen sogar komplett aus. Das Ökosystem in den Flüssen stellt dies vor eine harte Probe.

Große Flüssen leiden unter Mikroplastikverschmutzung

Darüber hinaus greift der Mensch noch auf eine andere Art und Weise in den Lebensraum Fluss ein: Nach Angaben des Institute of Marine Research im norwegischen Bergen spült allein der Rhein jährlich 473 Tonnen Mikroplastik ins Meer. Auch Oder, Elbe, Weser und Ems oder andere Flüsse in Europa wie die Seine oder die Themse betrifft dieses Umweltproblem. 

Bis sich Plastik zersetzt, dauert es Jahrhunderte. Es zerfällt dabei in immer kleinere Teile, die der Umwelt aber dauerhaft erhalten bleiben und eine tödliche Bedrohung für die Tiere darstellen. Selbst diese Mikroplastikpartikel können je nach Größe des Lebewesens zu Verletzungen des Verdauungstraktes führen oder die Nahrungsaufnahme blockieren.

Bitterling und Groppe siedeln sich wieder in der Nahe an

All die genannten Faktoren stellen eine Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht in den Flüssen dar. Um diesen Trend zu stoppen und wichtige Lebensräume zu erhalten, hat die Bundesregierung im Jahr 2017 das Förderprogramm „Blaues Band Deutschland“ auf den Weg gebracht. Damit sollen Flüsse und angrenzende Auenlandschaften in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.  

In den zurückliegenden Jahren konnten mit den Fördergeldern bereits mehrere solcher Renaturierungsprojekte umgesetzt werden. In der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Bretzenheim wurde an der Nahe beispielsweise ein Deich zurückgebaut. Auf diese Weise entstand ein 50 Hektar großer Naturraum. Der mehr als 120 Kilometer lange Nebenfluss des Rheins bietet nun an dieser Stelle seltenen Fischarten wie Bitterling oder Groppe einen Rückzugsort und mit seinen dicht bewachsenen Flachwasserzonen einen idealen Laichplatz zur Fortpflanzung.

Flussauen als Pufferzone bei Hochwasser

Die Renaturierung von Flüssen und Flussauen trägt nicht nur zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Auch beim Hochwasserschutz spielen diese Flächen eine wichtige Rolle. Tritt ein Fluss über die Ufer, können sich die Wassermassen in einer natürlichen Überschwemmungszone ausbreiten, versickern und langsam wieder zurückfließen.

Im Zuge der Industrialisierung und des wachsenden Schiffverkehrs wurden viele Flüsse allerdings in ein künstliches Korsett gezwungen. Ufer wurden begradigt, einbetoniert oder gestaut. Das führt dazu, dass bei Hochwasser das Wasser nicht mehr zur Seite ausweichen kann. Es fließt aufgrund der Einengung – wie in einem Kanal – sogar noch schneller flussabwärts.

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BR | Bayerischer Wald: Renaturierung der Mitternacher Ohe

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