Windkraftausbau in Deutschland: Von der Flaute zum Aufschwung?

Agenda 2030 | 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung:

Ein Viertel unseres Stroms in Deutschland produzieren Windkraftanlagen. Dieser Wert soll in den kommenden Jahren weiter steigen. Dafür muss allerdings der zuletzt ins Stocken geratene Zubau von neuen Windrädern wieder beschleunigt werden. Welche Ziele die Bundesregierung verfolgt und welche Herausforderungen warten: ein Lagebericht zum Tag des Windes am 15. Juni.

Die Windenergie gilt als zentraler Eckpfeiler auf dem Weg zur Energiewende. Die Ziele der Bundesregierung sehen vor, dass bis zum Jahr 2030 in Deutschland mindestens 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen soll. Neben dem Ausbau der Solarenergie kommt es dabei vor allem auf die Windkraft an.

Schon jetzt wird ein Großteil des Stroms in Deutschland von Windkraftanlagen erzeugt: Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge lieferten Windkraftwerke auf dem Land (Onshore) und auf dem Meer (Offshore) im Jahr 2022 insgesamt knapp ein Viertel der eingespeisten Strommenge. Damit ist die Windkraft der zweitwichtigste Energieträger. Nur Kohle kommt mit 33,3 Prozent auf einen höheren Anteil. Erst auf Platz vier folgt mit 10,6 Prozent wieder eine erneuerbare Energiequelle: Photovoltaik.
 

Windkraft-Zubau hinkt Zielvorgaben hinterher

Insgesamt gab es Ende 2022 laut Bundesverband Windenergie zusammengerechnet etwa 30.000 Onshore- und Offshore-Anlagen in Deutschland. Doch in den vergangenen Jahren kam der Bau neuer Windräder erheblich ins Stocken. 2022 gingen nach Angaben des Fachverbandes deutschlandweit nur knapp 600 neue Windkraftanlagen in Betrieb. Im Jahr zuvor befand sich der Windkraftzubau mit 460 neuen Windrädern sogar auf einem Rekordtief.   

Die Zahlen von Mitte der 2010er-Jahre scheinen derzeit jedenfalls außer Reichweite. Im Jahr 2017 gingen beispielsweise noch mehr als 2000 Windenergieanlagen ans Netz. Damit geraten auch die Ziele der Politik zunehmend in Gefahr. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll der Anteil des Stroms aus Windenergie nämlich nochmals deutlich steigen. Dazu müssen laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck allerdings im Schnitt täglich bis zu sechs neue Windräder errichtet werden. Zum Vergleich: In Mecklenburg-Vorpommern wurden im kompletten Jahr 2022 insgesamt nur 15 Windräder gebaut. Dies belegen Zahlen des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR), das sich auf die Bundesnetzagentur beruft.

Abstandsregeln bremsen den Bau neuer Windräder

Doch was sind die Gründe für den schleppenden Ausbau der Windkraft? Windräder dürfen nur auf speziell genehmigten Flächen stehen. Diese sind allerdings zum Großteil schon belegt. Es müssen daher neue Flächen genehmigt werden. Allerdings sind diese Genehmigungsverfahren sehr aufwendig. Teilweise ziehen sie sich über mehrere Jahre hin. Grund sind häufig Klagen von Anwohner*innen oder Naturschützer*innen wegen möglicher Licht- und Lärmemissionen oder einer möglichen Gefährdung von Zugvögeln und geschützten Tierarten.

Ob ein Standort für Windkraftanlagen geeignet ist, entscheidet auch der Abstand zu Wohnsiedlungen. Diese Abstandsregeln stellen sich als größte Hürde für den Bau zusätzlicher Windräder heraus. In Bayern galt beispielsweise lange Zeit, dass ein neues Windrad zum nächsten Gebäude einen Mindestabstand vom zehnfachen seiner Höhe einhalten muss. Moderne Anlagen, die bis zu 250 Meter hoch sein können, müssen somit mindestens 2,5 Kilometer von Wohngebieten entfernt sein. Diese Vorschrift führte dazu, dass der Windkraftausbau fast zum Erliegen kam.

Deshalb beschloss die bayrische Landesregierung Ende 2022 eine Lockerung der sogenannten 10H-Regel. Demnach gilt fortan per Gesetz ein einheitlicher Mindestabstand von 1000 Metern zu Wohnsiedlungen. Außerdem wird der Bau von Windrädern entlang von Autobahnen und Eisenbahnstrecken sowie in Wäldern und Gewerbegebieten vereinfacht.

Mehr Flächen durch vereinfachte Planung und Genehmigung

Um den Ausbau der Windkraft weiter voranzutreiben, hat die Bundesregierung das Wind-an-Land-Gesetz verabschiedet. Das Gesetz trat am 1. Februar 2023 in Kraft und definiert verpflichtende Flächenziele. Demnach müssen die Bundesländer schrittweise bis zum Jahr 2032 zwei Prozent der Bundesfläche für Windräder ausweisen. Bisher beträgt dieser Wert deutschlandweit nur 0,8 Prozent. Im Gegenzug sollen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Umweltverträglichkeitsprüfungen deutlich vereinfacht und beschleunigt werden.

Doch selbst wenn die Zahl der Anlagen wächst: Der aus Windenergie gewonnene Strom muss auch transportiert werden – vom windreichen Norden in die Industrieregionen in der Mitte und im Süden Deutschlands. Für diese Strecke braucht es jedoch leistungsfähige Netze und Leitungen. Das Problem: Auch hier gibt es nur kleine Fortschritte, denn Anwohnerproteste, Einsprüche, Klagen sowie langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren verlangsamen auch den Bau der benötigten Stromtrassen. Soll der Anteil der Windenergie am Strommix in den kommenden Jahren weiter steigen, muss sich auch der Netzausbau deutlich beschleunigen.
 

Angebote für Kita, Unterricht oder zuhause:

Nachhaltig durchs Jahr

Wer die 3malE-Kalenderseiten auf einer Reise durchs Jahr durchblättert, kann monatlich spannende Infos rund um Umwelt- und Klimaschutz entdecken.

{{ totalQuantity }}

Ihre Leihprodukte

  • {{ product.name }}
    Anzahl: {{ product.quantity }}
    Wunschtermin: {{ product.schedule }}
    {{ getPriceWithQuantity(product, true) }}