Strom aus Windenergie erzeugt keine direkten umweltschädlichen Emissionen. Zudem steht die Ressource Wind nahezu unbegrenzt zur Verfügung. Es ist deshalb naheliegend, dass das Umweltbundesamt die Windenergie als „tragende Säule der Energiewende“ bezeichnet.
Schon jetzt wird ein großer Teil des Stroms in Deutschland von Windkraftanlagen erzeugt: Windkraftwerke auf dem Land (Onshore) und auf dem Meer (Offshore) lieferten laut Statistischem Bundesamt 2021 insgesamt 21,5 Prozent der eingespeisten Strommenge. Nur Kohle kommt mit 30,2 Prozent auf einen höheren Anteil. Erst auf Platz fünf folgt mit 8,7 Prozent der erste weitere erneuerbare Energieträger: Photovoltaik.
Ein weiterer Pluspunkt: Windkraftanlagen haben eine gute Energiebilanz: Bereits nach wenigen Monaten hat ein Windrad so viel Energie erzeugt, wie für seinen Bau, Betrieb und Rückbau verbraucht wird. Rechnungen des Bundeswirtschaftsministeriums zufolge ist dieser Punkt nach drei bis sieben Monaten erreicht.
Insgesamt gab es Ende 2021 laut Bundesverband Windenergie zusammengerechnet circa 30.000 Onshore- und Offshore-Anlagen in Deutschland. Doch in den vergangenen Jahren war ein drastischer Rückgang beim Bau neuer Windräder zu beobachten.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur gingen 2021 deutschlandweit nur 460 neue Windkraftanlagen an Land in Betrieb. Das ist der niedrigste Wert seit zwei Jahrzenten. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 lag diese Zahl noch bei mehr als 2000.
Was sind die Gründe für den schleppenden Ausbau der Windkraft? Windräder dürfen nur auf speziell genehmigten Flächen stehen; diese sind allerdings zum Großteil bereits belegt Um weitere Flächen genehmigen zu können, sind allerdings sehr aufwendige Verfahren nötig, die teilweise mehrere Jahre andauern. Grund für die Verzögerungen sind oft Klagen von Menschen, die in der Nähe solcher Flächen wohnen. Auch Naturschützer*innen reichen häufig Klagen ein, da durch Windräder Licht- und Lärmemissionen entstehen können, die Zugvögel und geschützte Tierarten gefährden.
Ob ein Standort für Windkraftanlagen geeignet ist, entscheidet auch der Abstand zu Wohnsiedlungen. Diese Abstandsregeln sind momentan die größte Hürde für den Bau zusätzlicher Windräder. In Bayern galt beispielsweise lange Zeit, dass ein neues Windrad zum nächsten Gebäude einen Mindestabstand vom zehnfachen seiner Höhe einhalten muss. Moderne Anlagen, die bis zu 250 Meter hoch sein können, müssen somit mindestens 2,5 Kilometer von Wohngebieten entfernt sein. Diese Vorschrift führte dazu, dass der Windkraftausbau fast zum Erliegen kam.
Seit Ende April gibt es nun Ausnahmen für die Abstandsregeln in Bayern. In sogenannten Vorranggebieten sinkt die vorgeschriebene Distanz von Windrädern zu Wohnhäusern beispielsweise auf 1.000 Meter. Geht es nach Wirtschaftsminister Robert Habeck, sollen die Bundesländer künftig gar keine Mindestabstände festlegen dürfen. Dies geht aus einem Entwurf zur Änderung des Baugesetzbuches hervor. Der Bau von Windrädern soll so wieder an Fahrt aufnehmen.
Doch selbst wenn die Zahl der Anlagen wächst: Der aus Windenergie gewonnene Strom muss auch transportiert werden – vom windreichen Norden in die Industrieregionen in der Mitte und im Süden Deutschlands. Für diese Strecke braucht es leistungsfähige Netze und Leitungen. Das Problem: Auch hier gibt es nur kleine Fortschritte, denn Proteste von Anwohner*innen, Einsprüche, Klagen sowie langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren verlangsamen auch den Bau der benötigten Stromtrassen. Soll der Anteil der Windenergie am Strommix in den kommenden Jahren weiter steigen, muss sich auch der Netzausbau deutlich beschleunigen.
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