Schätzungen zufolge gibt es auf der Erde mehr als acht Millionen verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Ohne diese Artenvielfalt, auch Biodiversität genannt, wäre das Leben auf unserem Planeten nicht möglich. Ökosysteme sind nämlich besonders stabil, wenn es eine möglichst große Vielfalt gibt. Tiere und Pflanzen sind auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden und voneinander abhängig.
In diesem Zusammenspiel füllt jede Spezies ihre Rolle aus – mag diese auch noch so unscheinbar sein. Schon das Aussterben einer Pflanze kann eine Kettenreaktion auslösen und Auswirkungen auf die Nahrungskette sowie die Stabilität des Gesamtsystems haben.
Unabhängig davon liefern beispielsweise Pflanzen nicht nur Wirkstoffe für Arzneimittel, sondern fungieren auch als natürliche Klimaschützer. Erwiesenermaßen speichern artenreiche Wälder und Wiesen mehr umweltschädliches Kohlendioxid als Monokulturen. Mittels Fotosynthese nehmen Bäume, Gräser und andere Gewächse CO2 aus der Atmosphäre auf und wandeln es in Biomasse um. Während der Sauerstoff nach diesem Prozess wieder in die Atmosphäre abgegeben wird, gelangt der Kohlenstoff über die Wurzeln in den Boden, wo er langfristig eingelagert ist. Umgekehrt können sich Ökosysteme nur dann äußeren Einflüssen wie Temperaturerhöhungen anpassen, wenn sie aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten bestehen, die sich in ihren Eigenschaften ergänzen.
Allein in Deutschland sind laut Umweltministerium rund 26 Prozent der einheimischen Pflanzenarten gefährdet. Bei den Tierarten liegt dieser Wert sogar bei 35 Prozent. Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe. Im Fokus steht dabei häufig menschliches Handeln, denn wir greifen teils massiv in die Lebensräume der Tiere und Pflanzen ein. Wälder, Wiesen und Flüsse müssen häufig Gebäuden, Straßen oder landwirtschaftlichen Flächen weichen. Auch Umweltverschmutzung, der zunehmende Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und der Klimawandel sorgten für einen Rückgang der Biodiversität.
Besonders der Zusammenhang zwischen Klimaveränderung und Artensterben ist seit einigen Jahren deutlich sichtbar. Teilweise steigen die Temperaturen so schnell an, dass Tiere oder Pflanzen kaum eine Chance haben, sich in so kurzer Zeit anzupassen. Seit langer Zeit existierende Abläufe geraten so durcheinander: Pflanzen fangen an zu blühen, noch bevor Bienen sie bestäuben können. Tiere bekommen früher ihren Nachwuchs, finden aber nicht genügend Nahrung. Hinzu kommen langanhaltende Trockenheit und Hitzeperioden, die ebenfalls eine Bedrohung darstellen.
Laut Weltbiodiversitätsrat ist darüber hinaus der Einfluss von sogenannten invasiven Arten nicht zu unterschätzen. Dabei handelt es sich um fremde Tiere oder Pflanzen von anderen Kontinenten, die sich in der Natur ausbreiten und heimische Ökosysteme teils erheblich schädigen. Im Bodensee zum Beispiel siedeln sich seit einigen Jahren massenhaft Quagga-Muscheln an. Sie stammen ursprünglich aus dem Schwarzen Meer, bedecken aber inzwischen auch den Grund des Bodensees. Damit treten die Muscheln in Konkurrenz zu anderen Wasserlebewesen, die von dem felsigen und sandigen Lebensraum abhängig sind.
Auch der Waschbär, der vor rund 100 Jahren aus Nordamerika durch Pelztierzüchter nach Deutschland gelangte und bis 1954 sogar unter Schutz stand, gilt als invasive Art. In Brandenburg beispielsweise hat sich der Kleinbär auf das Ausgraben von Eiern der Europäischen Sumpfschildkröte spezialisiert, die in Deutschland vom Aussterben bedroht und streng geschützt ist.
Andernorts hat sich der Rote Amerikanische Sumpfkrebs zum Problem für die lokale Artenvielfalt entwickelt – unter anderem in Berlin und Rheinland-Pfalz. Das im Süden der USA und in Nordmexiko heimische Tier gilt in Gewässern als große Bedrohung, denn der bis zu zwölf Zentimeter große Krebs ernährt sich vor allem von Fischeiern, kleinen Fischen und Wasserpflanzen.
Für den Erhalt der Biodiversität fordern Umwelt- und Naturschutzorganisationen, darunter auch der Naturschutzbund, dass künftig mehr Schutzgebiete für bedrohte Tier- und Pflanzenarten ausgewiesen werden müssen – beispielsweise in Form von Biosphärenreservaten.
Weltweit gibt es derzeit der UNESCO zufolge mehr als 700 dieser Schutzzonen. Zusammengerechnet kommen die Biosphärenreservate auf eine geschätzte Gesamtfläche von knapp 7,5 Millionen Quadratkilometer. Dies entspricht etwa der Fläche Australiens.
In Deutschland gibt es insgesamt 18 Biosphärenreservate. Das größte ist das „Schleswig-Holsteinische Wattenmeer und Halligen“ mit rund 450.000 Hektar.
Auch wir Menschen können einen Beitrag für die Biodiversität leisten – zum Beispiel vor der eigenen Haustür. Laut Naturschutzbund hat in den vergangenen Jahren vor allem in heimischen Gärten die Artenvielfalt drastisch abgenommen. Vielerorts verdrängen sogenannte Steingärten mit wenigen oder sogar überhaupt keinen Pflanzen bunt blühende Grünflächen. Dabei bieten heimische Pflanzen, blühende Kräuter, Gräser und Blumen Nahrung für Vögel und Insekten sowie vielfältige Lebensräume.
Aber auch jeder von uns kann einen Beitrag für die Biodiversität leisten – etwa vor der eigenen Haustür. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland 17 Millionen Gärten, und gerade hier hat in den letzten Jahren die Artenvielfalt laut Naturschutzbund abgenommen. Negativbeispiel ist der „Steingarten“ mit nur wenigen oder überhaupt keinen Pflanzen. Dabei bieten heimische Pflanzen, blühende Kräuter, Gräser und Blumen Nahrung für Vögel und Insekten sowie vielfältige Lebensräume.
1. Ein Insektenhotel bauen
Ein Insektenhotel im eigenen Garten hilft beispielsweise Bienen, Wespen oder Käfern beim Nisten und Überwintern.
2. Die richtigen Pflanzen auswählen
Vor allem Blühpflanzen, die viel Nektar versprechen, ziehen Bienen an. Ideal sind Glockenblumen, Sonnenblumen, Brombeere oder auch Kirsch- und Apfelbäume.
3. Im Herbst nicht alles zurückschneiden
Gehölze sowie verblühte Büsche oder Stauden eignen sich im Winter für Wildbienen perfekt als Unterschlupf.
4. Nicht alle Unkräuter beseitigen
Viele Schmetterlingsarten wie „Kleiner Fuchs“ oder „Tagpfauenauge“ brauchen Brennnesseln, um zu überleben.
5. Den Rasen auch mal wachsen lassen
Auf frisch gemähten Grünflächen finden Bienen und Schmetterlinge keine Nahrung. An Bäumen und Sträuchern sollte seltener gemäht werden. Lassen Sie einen Streifen von zwei bis drei Metern Abstand zu den Pflanzen. Dieser bietet zusätzlichen Lebensraum für Insekten.
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