Stockholm 1972: Internationale Umweltschutzbemühungen nehmen Fahrt auf

Agenda 2030 | 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung:

Der Welttag der Umweltbildung am 26. Januar erinnert an die erste Umweltkonferenz im schwedischen Stockholm im Jahr 1972. Während damals die Luftverschmutzung zu den dringlichsten Problemen zählte, beschäftigt die Weltgemeinschaft gegenwärtig vor allem die Erderwärmung, das Artensterben sowie die Vermüllung der Meere. Wie vor einem halben Jahrhundert braucht es nun konkrete Maßnahmen, um unseren Planeten zu schützen.

Schwefeldioxid und Stickoxide aus den Schornsteinen von Kohlekraftwerken, ungefilterte Abgase von Fabriken und Autos, giftige Chemikalien von Industrieunternehmen in Flüssen, dazu massenhaft Insektizide in Böden sowie hochgiftige Stoffe wie Blei, die in Benzin enthalten waren: Die Umweltverschmutzung war Mitte des 20. Jahrhunderts in den Industrieländern deutlich sichtbar.

Allerdings kam dieses Problem im Bewusstsein der Menschen noch nicht so recht an. Nur vereinzelt setzten sich zum Beispiel in Deutschland lokale Bürgerinitiativen für eine saubere Luft in Städten ein. Demonstrationen oder gar Proteste, wie wir sie heute kennen, gab es nicht. Erst Anfang der 1970er-Jahre nahmen internationale Bemühungen hin zu mehr Umweltschutz an Fahrt auf. Die skandinavischen Länder litten besonders unter den Industrieabgasen – insbesondere aus Osteuropa. Deshalb forderte Schweden die UN auf, eine Zusammenkunft der Mitgliedsstaaten zu organisieren, um über Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastungen zu diskutieren. Dieses Treffen im Jahr 1972 in der schwedischen Hauptstadt Stockholm gilt inzwischen als Geburtsstunde der internationalen Umweltpolitik.

Deutsche Gesetze bereiten den Weg für internationale Umweltschutzbemühungen

Bei der ersten Umweltkonferenz versammelten sich damals 113 der 127 UN-Mitgliedsländer. Das Ergebnis nach zehn Tagen Verhandlung: Die 1.200 Delegierten verpflichteten sich in der Abschlusserklärung zu einem Aktionsplan für eine nachhaltige Umweltpolitik. Verbindliche Maßnahmen gab es zwar keine, aber der weitaus größere Erfolg war, dass Umweltschutz nun als globale Herausforderung angesehen wurde.

Deutschland nahm bei der ersten Umweltkonferenz eine Vorreiterrolle ein. Die Bundesrepublik präsentierte ihr neu entwickeltes Umweltprogramm. Dazu gehörte unter anderem das Abfallbeseitigungsgesetz, das 1972 in Kraft trat. Ziel war es, Abfälle zu vermeiden und so zu verwerten, dass natürliche Ressourcen geschont werden. Vorbildcharakter hatte auch das Bundes-Immissionsschutzgesetz aus dem Jahr 1974, bei dem beispielsweise mithilfe von Analysen die Umweltverträglichkeit von neuen Chemikalien vorab ermittelt wird.

Umwelt leidet unter Eingriffen des Menschen

Beim Blick auf die aktuelle Situation zeigt sich, dass sich die Probleme nochmals verschärft haben und dringender Handlungsbedarf besteht. Zwar wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten vieles unternommen, um unseren Planeten stärker zu schützen und Umweltbelastungen zu reduzieren, doch Erderwärmung, Vermüllung, Luftverschmutzung und Artensterben nahmen zuletzt immer weiter zu. 

Besonders im Blickpunkt stehen dabei Eingriffe des Menschen in die Natur. Der Amazonas-Regenwald in Südamerika zum Beispiel hat bereits 17 Prozent seiner ursprünglich knapp sieben Millionen Quadratkilometer großen Fläche verloren. Dies belegen Auswertungen der beiden Forscher Thomas Lovejoy und Carlos Nobre. Der Hauptgrund für die Zerstörung des Regenwalds ist die wirtschaftliche Nutzung. Gebiete werden zuerst gerodet, um sie später zu Ackerflächen für Viehzucht oder Soja-Anbau umzuwandeln. Immerhin konnte die Abholzung im vergangenen Jahr etwas eingedämmt werden. Von August 2022 bis Juli 2023 wurde eine Gesamtfläche von circa 9.000 Quadratkilometern gerodet, wie das Nationale Institut für Weltraumforschung in Brasilien kürzlich mitteilte. Damit ist dies der niedrigste Wert seit dem Jahr 2019.  

Ein anderes Problem stellt seit Beginn des Kunststoffzeitalters die Vermüllung der Meere dar. Sowohl auf der Wasseroberfläche als auch auf dem Grund sammeln sich große Mengen Plastikmüll an, die der Umwelt dauerhaft erhalten bleiben, denn bis sich Plastik zersetzt, dauert es Jahrhunderte. Es zerfällt dabei in immer kleinere Teile. Gerade Mikroplastikpartikel, Teile die kleiner als fünf Millimeter sind, finden Forscher*innen immer häufiger in Fischen, Muscheln und Plankton. Diese Plastikpartikel können je nach Größe des Lebewesens nicht nur zu tödlichen Verletzungen des Verdauungstraktes führen, sondern sie gelangen auch über die Nahrungskette zurück zum Menschen.

Renaturierungsprojekte unterstreichen die Bedeutung von natürlichen CO₂-Speichern

Um die Umwelt stärker zu schützen und die Schäden an der Natur zu beheben, wurden zuletzt verschiedene Gesetze auf den Weg gebracht. Die Europäische Union hat beispielsweise im Sommer 2022 ein Papier zur Wiederherstellung der Natur vorgelegt. Geplant ist demnach unter anderem, bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent der Land- und Seeflächen Ökosysteme zu renaturieren, d.h. zurück in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.

Die deutsche Bundesregierung beteiligt sich an diesem Vorhaben mit dem nationalen Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“. Zur Aufforstung von Wäldern sowie zur Renaturierung von Gewässern stehen für den Zeitraum von 2022 bis 2026 insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung – so viel wie nie zuvor. Teil dieses Programms ist auch die Nationale Moorschutzstrategie. Mit der Wiedervernässung von Mooren sollen zukünftig nicht nur wichtige Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten erhalten, sondern auch große Mengen des umweltschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO₂) aufgenommen werden. Moore gehören neben Ozeanen, Wäldern und Böden nämlich zu den größten natürlichen CO₂-Speichern.

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