Der Ausgangspunkt der internationalen Umweltpolitik

Im Jahr 1972 kamen die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN) zur ersten Umweltkonferenz im schwedischen Stockholm zusammen. An diesen Meilenstein erinnert der Welttag der Umweltbildung am 26. Januar 2023. Die Aussagen und Befürchtungen von damals ähneln denen von heute: ein Blick zurück auf den Ursprung der Umweltdebatte.     

Schwefeldioxid und Stickoxide aus den Schornsteinen von Kohlekraftwerken, ungefilterte Abgase von Fabriken und Autos, giftige Chemikalien von Industrieunternehmen in Flüssen, dazu massenhaft Insektizide in Böden sowie hochgiftige Stoffe wie Blei, die in Benzin enthalten waren: Die Umweltverschmutzung war Mitte des 20. Jahrhunderts in den Industrieländern deutlich sichtbar. Allerdings kam dieses Problem im Bewusstsein der Menschen noch nicht so recht an. Nur vereinzelt setzten sich zum Beispiel in Deutschland lokale Bürgerinitiativen für eine saubere Luft in Städten ein. Demonstrationen oder gar Proteste, wie wir sie heute kennen, gab es nicht.

Erst Anfang der 1970er-Jahre nahmen die internationalen Bemühungen hin zu mehr Umweltschutz an Fahrt auf. Die skandinavischen Länder litten besonders unter den Industrieabgasen – insbesondere aus Osteuropa. Deshalb forderte Schweden die UN auf, eine Zusammenkunft der Mitgliedsstaaten zu organisieren, um über Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastungen zu diskutieren. Dieses Treffen im Jahr 1972 in der schwedischen Hauptstadt Stockholm gilt inzwischen als Geburtsstunde der internationalen Umweltpolitik.

Deutsche Gesetze als Vorbild für die internationale Umweltpolitik

Bei der ersten Umweltkonferenz versammelten sich damals 113 der 127 UN-Mitgliedsländer. Das Ergebnis nach zehn Tagen Verhandlung: Die 1.200 Delegierten verpflichteten sich in der Abschlusserklärung zu einem Aktionsplan für eine nachhaltige Umweltpolitik. Verbindliche Maßnahmen gab es zwar keine, doch der weitaus größere Erfolg war, dass Umweltschutz nun als globale Herausforderung angesehen wurde. 

Deutschland nahm bei der ersten Umweltkonferenz eine Vorreiterrolle ein. Die Bundesrepublik präsentierte ihr neu entwickeltes Umweltprogramm. Dazu gehörte unter anderem das Abfallbeseitigungsgesetz, das 1972 in Kraft trat. Ziel war es, Abfälle zu vermeiden und so zu verwerten, dass natürliche Ressourcen geschont werden. Vorbildcharakter hatte auch das Bundesimmissionsschutzgesetz aus dem Jahr 1974, bei dem beispielsweise mithilfe von Analysen die Umweltverträglichkeit von neuen Chemikalien vorab ermittelt wird.

Menschliche Eingriffe in die Umwelt bleiben das Hauptproblem

50 Jahre später, im Sommer 2022, trafen sich die UN erneut in Schweden – zur Umweltkonferenz „Stockholm+50“. In der Zwischenzeit ist zwar vieles unternommen worden, um die Umwelt stärker zu schützen, doch die Probleme blieben die gleichen. Die 110 teilnehmenden Nationen mahnten nochmals ein schnelleres Handeln bei Erderwärmung, Vermüllung und Artensterben an. In seiner Eröffnungsrede sagte UN-Generalsekretär António Guterres: „Die natürlichen Systeme der Erde können mit unseren Anforderungen nicht Schritt halten. Wir müssen jetzt unseren Kurs ändern und unseren sinnlosen und selbstmörderischen Krieg gegen die Natur beenden.“

Besonders im Blickpunkt stehen dabei Eingriffe des Menschen in die Natur. Wie aus brasilianischen Satellitenbeobachtungen hervorgeht, hat beispielsweise der Amazonas-Regenwald in Südamerika im Zeitraum von 1985 bis 2021 knapp zehn Prozent seiner natürlichen Vegetation verloren – davon ein Großteil in Brasilien. Der Hauptgrund für die Zerstörung des Regenwalds ist die wirtschaftliche Nutzung. Gebiete werden zuerst gerodet, um sie später zu Ackerflächen für Viehzucht oder Soja-Anbau umzuwandeln. Die Abholzung schreitet sogar so rapide voran, dass Teile des östlichen Amazonas einer Studie zufolge seit 2021 keine CO2-Senke mehr sind, d. h. kein Kohlendioxid aus der Atmosphäre mehr aufnehmen.

Ein anderes Problem stellt seit Beginn des Kunststoffzeitalters die Vermüllung der Meere dar. Sowohl auf der Wasseroberfläche als auch auf dem Grund sammeln sich große Mengen Plastikmüll an, die der Umwelt dauerhaft erhalten bleiben. Denn bis sich Plastik zersetzt, dauert es Jahrhunderte. Es zerfällt dabei in immer kleinere Teile. Gerade Mikroplastikpartikel, Teile die kleiner als fünf Millimeter sind, finden Forscher*innen immer häufiger in Fischen, Muscheln und Plankton. Diese Plastikpartikel können je nach Größe des Lebewesens nicht nur zu tödlichen Verletzungen des Verdauungstraktes führen, sondern sie gelangen auch über die Nahrungskette zurück zum Menschen.

Rekordsumme für Renaturierungsprojekte

Um die Umwelt stärker zu schützen und die Schäden an der Natur zu beheben, wurden zuletzt verschiedene Gesetze auf den Weg gebracht. Die Europäische Union hat zum Beispiel im Sommer 2022 ein Papier zur Wiederherstellung der Natur vorgelegt. Geplant ist demnach unter anderem, bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent der Land- und Seeflächen Ökosysteme zu renaturieren.

Die deutsche Bundesregierung beteiligt sich an diesem Vorhaben mit dem nationalen Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“. Zur Wiedervernässung von Mooren, zur Aufforstung von Wäldern sowie zur Renaturierung von Gewässern stehen für den Zeitraum von 2022 bis 2026 insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung – so viel wie nie zuvor. All diese Maßnahmen sollen künftig dazu beitragen, die biologische Vielfalt sowie wichtige Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.  

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