Moore und Sümpfe, Flüsse, Flussauen und Seen sowie Korallenriffe und Mangrovenwälder: Feuchtgebiete, auch Feuchtbiotope genannt, bieten seltenen oder bedrohten Tier- und Pflanzenarten nicht nur einen wichtigen Lebensraum. Sie übernehmen auch andere Aufgaben und fungieren als natürliche Klimaschützer. Zugleich gehören Feuchtgebiete zu den am gefährdetsten Ökosystemen der Erde.
Diese Zonen am Übergang zwischen trockenen und dauerhaft feuchten Lebensräumen zu schützen, ist unerlässlich. Bereits im Jahr 1971 einigten sich deshalb im iranischen Ramsar 18 Staaten auf das „Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten internationaler Bedeutung“. Die sogenannte Ramsar-Konvention markiert den Ursprung erster internationaler Bemühungen in Sachen Naturschutz. Mittlerweile haben sich 172 Länder dem Abkommen angeschlossen. Nach Angaben der UNESCO stehen aktuell weltweit mehr als 2.000 Feuchtgebiete mit einer Fläche von über zwei Millionen Quadratkilometern unter Schutz. Damit ist diese Fläche größer als Frankreich, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Spanien und Portugal zusammen.
Doch welche Funktionen nehmen Feuchtgebiete nun im Einzelnen ein? Flussauen zum Beispiel filtern unser Grundwasser und dienen als Überschwemmungszone bei Hochwasser. Tritt ein Fluss über die Ufer, können sich die Wassermassen in dieser angrenzenden Fläche ausbreiten, versickern und langsam wieder zurückfließen. Flussauen speichern also wie ein Schwamm das Wasser und geben es bei großer Hitze wieder ab, damit die Landschaft nicht austrocknet.
Auch Moorlandschaften verfügen über diese Speicherfunktion bei Starkregen. Oftmals unterschätzt wird jedoch ihre Bedeutung für unser Klima. Moore binden nämlich große Mengen des umweltschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2). Aufgrund des hohen Wasserstands befindet sich im Boden kein Sauerstoff. Die abgestorbene Pflanzenmasse zersetzt sich nicht, sondern sammelt sich Schicht für Schicht an. Der in den Pflanzen gebundene und beim Verrotten austretende Kohlenstoff bleibt im Boden eingeschlossen.
Das Problem: Ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden Moore verstärkt trockengelegt, um Flächen für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung zu gewinnen. Ursprünglich erstreckten sich in Deutschland Moorlandschaften über eine Fläche von knapp zwei Millionen Hektar. Mittlerweile sind davon allerdings mehr als 90 Prozent trockengelegt. Dies geht aus dem „Mooratlas 2023“ der Heinrich-Böll-Stiftung, des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Greifswalder Michael Succow Stiftung hervor.
Damit verlieren Moore nicht nur ihre Rolle als CO2-Senke – noch schlimmer: Sie entwickeln sich sogar zu einem erheblichen CO2-Verursacher. Der Grund: Sinkt der Wasserstand im Boden, kommt der abgelagerte Kohlenstoff mit Sauerstoff in Berührung und oxidiert. All das organische Material, das sich über Jahrhunderte aus abgestorbenen Pflanzen und Tieren angesammelt hat, wird freigesetzt in Form von CO2 und – noch viel schädlicher – Lachgas. Laut Mooratlas 2023 stoßen Moore hierzulande pro Jahr etwa 53 Millionen Tonnen CO2 aus. Dies entspricht sieben Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands.
Moore in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen, kann somit ein entscheidender Faktor sein, um Treibhausgasemissionen zu senken und im Gegenzug CO2 zu speichern. Ende 2022 verabschiedete die Bundesregierung deshalb die nationale Moorschutzstrategie. Ziel ist es, durch Wiedervernässung die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden bis zum Jahr 2030 um mindestens fünf Millionen Tonnen zu senken.
Das Bundesumweltministerium fördert beispielsweise in den kommenden zehn Jahren unter anderem vier Pilotprojekte zur Wiedervernässung von Mooren in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Bayern mit insgesamt 48 Millionen Euro. Expert*innen gehen diese Maßnahmen jedoch nicht weit genug. Denn laut „Mooratlas 2023“ müssten pro Jahr mindestens 50.000 Hektar Moorlandschaft wieder vernässt werden, um die globalen Klimaziele zu erfüllen. Derzeit sind es lediglich 2.000 Hektar.
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