Unkontrollierte wirtschaftliche Nutzung bis Klimawandel: Der Wald kommt nicht zur Ruhe

Agenda 2030 | 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung:

Klimaschützer, Kohlendioxidspeicher, Rohstofflieferant, Sauerstoffspender sowie Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten: Der Wald ist von immenser Bedeutung für unser Ökosystem. Jahrhundertelang sahen die Menschen in ihm jedoch nur einen Wirtschaftsraum. Wann der Wandel einsetzte und was den Bäumen aktuell zu schaffen macht: ein Überblick zum Internationalen Tag des Waldes am 21. März 2023. 

Heute nicht zu glauben: Deutschland und große Teile Mitteleuropas waren vor mehr als 7.000 Jahren noch nahezu komplett von Wald bedeckt. Innerhalb weniger Jahrhunderte veränderte sich dieses Bild jedoch stark. Vom einstigen Waldbestand, der sich hauptsächlich aus Eichen, Linden und Eschen zusammensetzte, ist in Deutschland bis heute eine Fläche von mehr als elf Millionen Hektar übriggeblieben. Dies entspricht etwa einem Drittel der gesamten Landesfläche.

Doch wie kam es dazu, dass die Wälder vielerorts schrumpften? Holz galt lange Zeit als wichtigster Rohstoff mit verschiedenen Einsatzmöglichkeiten – egal ob als Brennstoff oder beim Haus-, Möbel-, Schienen- oder Schiffsbau. Schon im Mittelalter rodeten die Menschen deshalb immer größere Gebiete ab, um Holz zu gewinnen. Hinzu kommt: Wälder mussten auch immer häufiger neuen Flächen für Ackerbau und Viehzucht weichen.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft

Bis zum 19. Jahrhundert setzte sich diese Entwicklung ungebremst fort. Im Zuge der Industrialisierung stieg die Abhängigkeit zahlreicher Wirtschaftszweige von Holzprodukten immer weiter an. Das führte sogar dazu, dass um das Jahr 1900 herum viele Wälder in Europa nahezu komplett abgeholzt waren, obwohl es schon seit dem 18. Jahrhundert Hinweise auf eine drohende Holzknappheit gab. So mahnte Hans Carl von Carlowitz im Jahr 1713 in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“, dass nur so viele Bäume gefällt werden sollen wie auch nachwachsen können. Er rief damit zu einer schonenden Bewirtschaftung des Waldes auf. Der Begriff Nachhaltigkeit – heute Bestandteil vieler Diskussionen – erlebte seine Geburtsstunde. Sein Appell verlief jedoch zunächst erfolglos.

Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts setzte ein Umdenken ein. Die natürliche Ressource Wald sollte besser vor Rodungen und Flächenumwandlungen geschützt werden. Die deutsche Bundesregierung führte deshalb 1975 das Bundeswaldgesetz ein, um die verschiedenen Funktionen dieser Naturräume zu bewahren. So wurden Waldbesitzer*innen unter anderem dazu verpflichtet, kahle Flächen mit neuen Bäumen wiederaufzuforsten.
 

Der größte Wald Deutschlands befindet sich in Rheinland-Pfalz

Um den Zustand und die Dimensionen der Wälder in ganz Deutschland zu überwachen, findet seit 1987 die sogenannte Bundeswaldinventur statt. Bislang gab es drei solcher Erhebungen; die letzte datiert aus dem Jahr 2012: Eine zentrale Erkenntnis aus dem Bericht war, dass Nadelwälder die einst dominierenden Buchen- und Eichenwälder zum Großteil verdrängt haben. Knapp die Hälfte der deutschen Wälder besteht nun aus Fichten und Kiefern, nur 15 Prozent aus Eichen. 

Laut Bundeswaldinventur liegen Hessen und Rheinland-Pfalz an der Spitze der waldreichsten Bundesländer. 42 Prozent der jeweiligen Landesfläche sind mit Wäldern bedeckt. Allein in Rheinland-Pfalz wurden mehr als eine halbe Milliarde Bäume erfasst. Ein Großteil davon steht im Pfälzerwald. Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge ist der Pfälzerwald mit einer Fläche von circa 180.000 Hektar das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Mehr noch: Zusammen mit den angrenzenden Vogesen im Osten Frankreichs bildet er sogar den größten zusammenhängenden Wald Europas.
 

Bäume sind anfälliger für Trockenheit und Schädlinge

Genau wie der Pfälzerwald leiden auch die restlichen Wälder in Deutschland zunehmend unter dem Klimawandel. Genaue Ergebnisse liefert die nächste Bundeswaldinventur zwar erst im Jahr 2024, doch schon jetzt ist klar: Fehlende Niederschläge sowie langanhaltende Trockenheit sorgten in den zurückliegenden Jahren vielerorts für zahlreiche kahle Stellen in den Baumbeständen. 

Denn viele Baumarten kommen mit den trockenen Bedingungen nicht mehr zurecht. Darunter Flachwurzler wie zum Beispiel Fichten, die nahe der Erdoberfläche nicht mehr genügend Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen können. Die Bäume vertrocknen und sterben ab. Darüber hinaus sind von Hitze und Dürreperioden geschwächte Bäume deutlich anfälliger für Schädlinge. Vor allem der Borkenkäfer breitete sich zuletzt aufgrund der wärmeren Witterung immer mehr aus und zerstörte ganze Waldflächen.

Knapp eine Milliarde Euro für den Wald der Zukunft

Um die deutschen Wälder resistenter gegenüber dem Klimawandel zu machen, hat die Bundesregierung im Sommer 2022 ein Förderprogramm verabschiedet. Für das Vorhaben stehen bis zum Jahr 2026 insgesamt 900 Millionen Euro zur Verfügung. Ansprüche auf die Förderung haben nur Waldbesitzer*innen, die bestimmte Kriterien erfüllen. So muss beispielsweise auf den Einsatz von Pflanzenschutzmittel verzichtet und gleichzeitig zugesichert werden, dass für einen gewissen Zeitraum keine Bäume abgeholzt werden.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir unterstrich in der dazugehörigen Pressemitteilung nochmals den dringenden Handlungsbedarf und die Rolle der Wälder als Kohlendioxidspeicher und Klimaschützer: „Unsere Wälder leiden massiv unter den Folgen der Klimakrise. Sie sind Patienten, denen wir jetzt helfen müssen, wieder gesund und vor allem widerstandsfähig zu werden. Mit unserem Förderprogramm unterstützen wir die Waldbesitzerinnen und -besitzer dabei, aktiv in Klimaschutz und Artenvielfalt zu investieren und die Wälder so krisenfest zu machen.“

Fünf einfache Tipps, wie jede/r einen Beitrag zum Schutz der Wälder leisten kann:

1. Recycling-Kreislauf bei Papier unterstützen
Bei der Papierproduktion kommt neben Wasser vor allem Holz zum Einsatz. Dabei können Papierfasern auch aus Altpapier hergestellt werden. Verbraucher*innen erkennen dieses Recyclingpapier am Blauen Engel auf der Verpackung. Dieses Zeichen stellt sicher, dass zum Beispiel Druckerpapier oder Küchenrolle zu 100 Prozent aus recyceltem Altpapier bestehen.

2. Auch mal die Rückseite nehmen
Ein sparsamer Umgang mit Papier hilft, natürliche Ressourcen zu schonen. Notizblätter oder Einkaufszettel können auch auf der Rückseite beschriftet werden. Auch beim Drucken ist es überlegenswert, das Papier – wenn möglich – beidseitig bedrucken zu lassen.  

3. Nachhaltige Waldbewirtschaftung fördern
Holz ist nicht gleich Holz. Wer beim Kauf von Möbel, Spielzeug, Schulheften oder Bleistiften auf das sogenannte FSC-Siegel achtet, unterstützt eine ökologische und nachhaltige Bewirtschaftung von Waldflächen, was unter anderem zum dauerhaften Erhalt dieser Naturräume beiträgt.

4. Mehrwegbecher statt Pappbecher
Auch für die Herstellung von Pappbechern sind große Mengen Holz, Energie und Wasser erforderlich. Meistens landen diese Pappbecher jedoch nach einmaliger Benutzung im Müll. Um dies zu vermeiden, können Kaffee oder Tee für unterwegs auch in eine Thermoskanne abgefüllt werden.

5. Stofftasche statt Papiertüte
Papiertüten sind nur unwesentlich umweltfreundlicher als Plastiktüten. Um die Papierfasern und damit auch die Tüte stabiler zu machen, wird das Material chemisch bearbeitet. Stofftaschen aus Baumwolle sind deshalb die bessere Wahl – sofern sie möglichst oft wiederverwendet werden.

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BR | Was braucht der Wald: Mehr Ruhe oder mehr Holzeinschlag?

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