Tropenwälder: unverzichtbarer Lebensraum für die Erde

Agenda 2030 | 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung:

Der Tag der Tropenwälder am 14. September 2024 macht auf die voranschreitende Zerstörung dieser Naturlandschaften und deren Bedeutung für Artenvielfalt und Klimaschutz aufmerksam. In einem grünen Streifen rund um den Äquator ist im Laufe der Jahrhunderte ein einmaliges Ökosystem entstanden. Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen.

Der Tag der Tropenwälder findet seit 1989 jährlich am 14. September statt, dem Geburtstag des Amazonas-Forschers Alexander von Humboldt. In keinem anderen Landökosystem auf der Erde leben so viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten wie in den Tropenwäldern. Sie sind buchstäblich Schatzkammern der Biodiversität. Um die Besonderheit dieses Lebensraumes zu verstehen, ist ein Blick auf die dort vorherrschenden klimatischen Bedingungen sowie den Aufbau der Flora und Fauna nötig.

Geographisch sind die Tropenwälder, wie es der Name schon sagt, in den Tropen zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis der Erde verortet. Dort ziehen sie sich entlang des Äquators rund um den Globus – von Südamerika über Afrika bis nach Südostasien. Charakteristisch für die Region ist ein feuchtwarmes Klima mit einer monatlichen Durchschnittstemperatur von circa 20 Grad Celsius sowie konstante Regenfälle. Die Niederschlagsmengen liegen in diesen Breitengraden bei mindestens 2.000 Millimeter pro Jahr und damit deutlich über den Werten Europas.

Aufgrund dieser beständigen Verhältnisse fallen die Jahreszeiten nicht annähernd so ausgeprägt aus wie zum Beispiel in unseren Breiten. Pflanzen und Tiere müssen sich in diesen immerfeuchten Regionen dementsprechend nicht an kalte Winter oder trockene Sommermonate anpassen, sondern profitieren von dauerhaft gleichbleibenden Temperaturen.

Spinnen, Schlangen, Vögel & Co. leben in Tropenwäldern in eigenen Stockwerken

Dieses Klima bietet einen optimalen Lebensraum für zahlreiche Spezies, die in den verschiedenen Stockwerken der Tropenwälder leben. Die Vegetation teilt sich in fünf Etagen auf, von der Krautschicht knapp über dem Boden bis zu den riesigen Urwaldbäumen, die bis zu 80 Meter hoch werden. Jede Etage stellt eine eigene Nische für Tiere und Pflanzen dar.

  • Die Krautschicht beherbergt Moose, Farne und Kleintiere wie Asseln, Vogelspinnen und größere Raubtiere wie Tiger und Jaguare.
  • Die Strauchschicht, bis acht Meter hoch, besteht aus Palmen und Büschen und bietet Lebensraum für Vögel und Insekten.
  • In der unteren Baumschicht, in zwanzig Metern Höhe, leben Schmetterlinge, Kolibris und andere kleine Vögel.
  • Die obere Baumschicht, bis 40 Meter hoch, bildet ein dichtes Dach, wo sich Faultiere, Baumschlangen, Papageien, verschiedene Affenarten, Tukane und Baumfrösche wohlfühlen.
  • Die Urwaldriesen ragen über das Kronendach hinaus und werden durch große Brettwurzeln stabilisiert.

Diese Stockwerke schaffen vielfältige Lebensräume und tragen zur hohen Artenvielfalt bei.

Seltene und unentdeckte Tier- und Pflanzenarten in den Tropenwäldern

Die Dimensionen und der spezielle Aufbau der Vegetation machen es Wissenschaftler*innen unmöglich, die Tropenwälder in ihrer Gesamtheit zu erforschen. Deshalb ist davon auszugehen, dass bislang nur ein Bruchteil der dort lebenden Tiere und Pflanzen erfasst werden konnte und darüber hinaus noch Millionen weitere Arten existieren. Zumindest einige Hundert davon wurden kürzlich in der südostasiatischen Mekong-Region dokumentiert. 

In der Nähe des gleichnamigen Flusses, der unter anderem in Vietnam und Thailand durch den Tropenwald verläuft, haben Forscher*innen etwa 400 zuvor noch unbekannte Arten entdeckt. Das geht aus einem Bericht der Umweltorganisation WWF aus dem Frühjahr 2023 hervor. Nach WWF-Angaben konnten im Einzugsgebiet des Mekong seit 1997 bislang mehr als 3.000 neue Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen werden.

Die „Klimaanlage“ unseres Planeten ist in Gefahr

Tropenwälder sind bedeutende Kohlenstoffsenken. Sie nehmen Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf und speichern es in ihrer Biomasse (Stämme, Äste, Blätter und Wurzeln) sowie im Boden. Es wird geschätzt, dass Tropenwälder etwa 25 % des weltweiten CO2 speichern. Diese Fähigkeit zur Kohlenstoffbindung hilft, die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu reduzieren, was entscheidend für die Minderung des Klimawandels ist.
Diese einzigartige Biosphäre ist jedoch zunehmend bedroht. Exemplarisch für diese Entwicklung steht der Amazonas, der mit mehr als sechs Millionen Quadratkilometern Fläche der größte zusammenhängende Regenwald der Erde ist. Dort wurden in den zurückliegenden Jahren so viele Bäume abgeholzt wie nie zuvor. Immer wieder machten Meldungen über neue Rekordwerte die Runde. Allein in der ersten Jahreshälfte 2022 schwand der Amazonas-Regenwald in Brasilien um knapp 4.000 Quadratkilometer, wie die Weltraumforschungsagentur Inpe bekannt gab. Damit war diese Fläche etwa fünfmal so groß wie New York. 

Der Hauptgrund für die Abholzung liegt in der wirtschaftlichen Nutzung der Tropenwälder. Ganze Landstriche werden gerodet, um sie später zu Weideflächen für die Viehzucht oder zu Soja- und Palmölfeldern umzuwandeln. Diese Entwicklung betrifft nicht nur den Amazonas, sondern auch das Kongobecken in Afrika sowie viele weitere Gebiete der Tropen. Im Jahr 2022 gingen auf diese Weise weltweit mehr als vier Millionen Hektar Tropenwald verloren. Dies belegen kürzlich veröffentlichte Daten des World Resources Institute (WRI) aus Washington. Zur Einordnung: Dieser Wert entspricht in etwa der Größe der Schweiz.

Strenge Vorschriften und Regenerationsfähigkeiten machen Hoffnung

Aufgrund dieser Entwicklungen rückt der Schutz der Tropenwälder immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Länder wie Malaysia und Indonesien konnten durch strenge Regelungen bereits erste Erfolge verbuchen und die Abholzung laut WRI massiv begrenzen. Darüber hinaus machte eine 2021 veröffentlichte internationale Studie der niederländischen Universität Wageningen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Hoffnung.

Demnach können sich Tropenwälder von solchen Kahlschlägen dauerhaft erholen. Die Forscher*innen untersuchten dafür mehr als 2.000 Waldstücke in Amerika und Afrika. Auf dieser Grundlage beurteilten sie anhand mehrerer Kriterien die Regenerationsfähigkeit der Landschaften. Das Ergebnis: Nach 20 Jahren weisen nachwachsende Tropenwälder wieder 80 Prozent ihrer ursprünglichen Merkmale auf.

Aktuelle Studien und Projekte zur Aufforstung der Regenwälder unterstreichen die Bedeutung dieser Maßnahmen. Ein Bericht von Mongabay aus dem Jahr 2024 hebt die Fortschritte bei der Aufforstung von Regenwäldern hervor, die durch verbesserte Datenerhebungen und Satellitenüberwachungen unterstützt werden. Zum Beispiel wird das Projekt von Planet ein Werkzeug zur Kohlenstoffkartierung in Wäldern einführen, um die Überwachung und Erhaltung zu verbessern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tropenwälder eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen, indem sie als bedeutende Kohlenstoffsenken fungieren, den Wasserzyklus regulieren, die Erdoberfläche kühlen, die Biodiversität unterstützen, die Bodenerosion verhindern, Extremwetterereignisse mindern und zum globalen Kohlenstoffkreislauf beitragen. Der Schutz und die Wiederherstellung dieser Wälder sind daher von größter Bedeutung für die Stabilisierung des globalen Klimas.

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BR | Abenteuer im Amazonas-Regenwald | Pia und die wilde Natur

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