Tropenwälder: die unvergleichliche Arten-Schatzkammer der Erde

Agenda 2030 | 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung:

Der Tag der Tropenwälder am 14. September macht auf die voranschreitende Zerstörung dieser Naturlandschaften und deren Bedeutung für die Artenvielfalt aufmerksam. In einem grünen Streifen rund um den Äquator ist im Laufe der Jahrhunderte ein einmaliges Zusammenspiel zwischen Tieren und Pflanzen entstanden. Doch was genau macht dieses Ökosystem aus? Eine Reise durch Moose, Farne und Baumkronen.  

In keinem anderen Landökosystem auf der Erde leben so viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten wie in den Tropenwäldern. Sie sind buchstäblich Schatzkammern der Biodiversität. Um die Besonderheit dieses Lebensraumes zu verstehen, ist ein Blick auf die dort vorherrschenden klimatischen Bedingungen sowie den Aufbau der Flora und Fauna nötig. 

Geographisch sind die Tropenwälder, wie es der Name schon sagt, in den Tropen zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis der Erde verortet. Dort ziehen sie sich entlang des Äquators rund um den Globus – von Südamerika über Afrika bis nach Südostasien. Charakteristisch für die Region ist ein feuchtwarmes Klima mit einer monatlichen Durchschnittstemperatur von circa 20 Grad Celsius sowie konstante Regenfälle. Die Niederschlagsmengen liegen in diesen Breitengraden bei mindestens 2.000 Millimeter pro Jahr und damit deutlich über den Werten Europas. 
 

Aufgrund dieser beständigen Verhältnisse fallen die Jahreszeiten nicht annähernd so ausgeprägt aus wie zum Beispiel in unseren Breiten. Pflanzen und Tiere müssen sich in diesen immerfeuchten Regionen dementsprechend nicht an kalte Winter oder trockene Sommermonate anpassen, sondern profitieren von dauerhaft gleichbleibenden Temperaturen.

Spinnen, Schlangen, Vögel & Co. leben in Tropenwäldern in eigenen Stockwerken

Dieses Klima bietet einen optimalen Lebensraum für zahlreiche unterschiedliche Spezies. Hinzu kommt eine weitere Besonderheit: der sogenannte Stockwerkbau der Tropenwälder. Die Vegetation unterteilt sich dabei in fünf verschiedene Etagen. Jede davon stellt eine eigene Nische für Tiere und Pflanzen dar. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stockwerken sind zwar fließend, doch die Lebewesen haben sich über die Jahre hinweg an die Gegebenheiten in ihrer jeweiligen Höhenlage angepasst.

Das erste Stockwerk, die Krautschicht, reicht nur bis knapp über den Boden. Zwischen Moosen und Farnen tummeln sich überwiegend Kleintiere und Insekten wie Asseln und Vogelspinnen. Aber auch Raubtiere wie Tiger oder Jaguare gehen in diesem Dickicht bestens getarnt auf Beutejagd. Über die Strauchschicht, die sich bis auf eine Höhe von acht Metern zieht und aus verschiedenen Palmenarten und Büschen besteht, geht es hinein in die untere Baumschicht. Hier, in zwanzig Metern Höhe, leben unter anderem Schmetterlinge und Kolibris.

Die am dichtesten besiedelte Etage ist die obere Baumschicht. Auf einer Höhe von bis zu 40 Meter bilden Bäume und Äste ein nahezu geschlossenes Dach. Da in den Baumkronen das meiste Sonnenlicht ankommt, fühlen sich hier beispielsweise Faultiere, Baumschlangen, Papageien und verschiedene Affenarten besonders wohl. Über allem thronen schließlich die Urwaldriesen. Diese teils mehrere Hundert Jahre alten Bäume ragen nochmals deutlich über das Kronendach hinaus und werden bis zu 80 Meter hoch. Damit sie trotz der enormen Höhe stabil stehen, verfügen sie über großflächige, rippenartige Brettwurzeln, die am Boden sternförmig angeordnet als Stütze fungieren.

Seltene und unentdeckte Tier- und Pflanzenarten in den Tropenwäldern

Die Dimensionen und der spezielle Aufbau der Vegetation machen es Wissenschaftler*innen unmöglich, die Tropenwälder in ihrer Gesamtheit zu erforschen. Deshalb ist davon auszugehen, dass bislang nur ein Bruchteil der dort lebenden Tiere und Pflanzen erfasst werden konnte und darüber hinaus noch Millionen weitere Arten existieren. Zumindest einige Hundert davon wurden kürzlich in der südostasiatischen Mekong-Region dokumentiert. 

In der Nähe des gleichnamigen Flusses, der unter anderem in Vietnam und Thailand durch den Tropenwald verläuft, haben Forscher*innen etwa 400 zuvor noch unbekannte Arten entdeckt. Das geht aus einem Bericht der Umweltorganisation WWF aus dem Frühjahr 2023 hervor. Zu den Entdeckungen zählt etwa die Blaukopf-Schönechse, die zur Verteidigung ihre Farbe wechselt. Nach WWF-Angaben konnten im Einzugsgebiet des Mekong seit 1997 bislang mehr als 3.000 neue Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen werden.

Abholzung gefährdet den Amazonas-Regenwald

Der Tropenwald, und damit die Heimat zahlreicher Lebewesen, ist jedoch zunehmend bedroht. Exemplarisch für diese Entwicklung steht der Amazonas, der mit mehr als sechs Millionen Quadratkilometern Fläche der größte zusammenhängende Regenwald der Erde ist. Dort wurden in den zurückliegenden Jahren so viele Bäume abgeholzt wie nie zuvor. Immer wieder machten Meldungen über neue Rekordwerte die Runde. Allein in der ersten Jahreshälfte 2022 schwand der Amazonas-Regenwald in Brasilien um knapp 4.000 Quadratkilometer, wie die Weltraumforschungsagentur Inpe bekannt gab. Damit war diese Fläche etwa fünfmal so groß wie New York. 

Der Hauptgrund für die Abholzung liegt in der wirtschaftlichen Nutzung der Tropenwälder. Ganze Landstriche werden gerodet, um sie später zu Weideflächen für die Viehzucht oder zu Soja- und Palmölfeldern umzuwandeln. Diese Entwicklung betrifft nicht nur den Amazonas, sondern auch das Kongobecken in Afrika sowie viele weitere Gebiete der Tropen. Im Jahr 2022 gingen auf diese Weise weltweit mehr als vier Millionen Hektar Tropenwald verloren. Dies belegen kürzlich veröffentlichte Daten des World Resources Institute (WRI) aus Washington. Zur Einordnung: Dieser Wert entspricht in etwa der Größe der Schweiz.
 

Strenge Vorschriften und Regenerationsfähigkeiten machen Hoffnung

Aufgrund dieser Entwicklungen rückt der Schutz der Tropenwälder immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Länder wie Malaysia und Indonesien konnten durch strenge Regelungen bereits erste Erfolge verbuchen und die Abholzung laut WRI massiv begrenzen. Darüber hinaus machte eine 2021 veröffentlichte internationale Studie der niederländischen Universität Wageningen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Hoffnung. 

Demnach können sich Tropenwälder von solchen Kahlschlägen dauerhaft erholen. Die Forscher*innen untersuchten dafür mehr als 2.000 Waldstücke in Amerika und Afrika. Auf dieser Grundlage beurteilten sie anhand mehrerer Kriterien die Regenerationsfähigkeit der Landschaften. Das Ergebnis: Nach 20 Jahren weisen nachwachsende Tropenwälder wieder 80 Prozent ihrer ursprünglichen Merkmale auf. Das Team sieht in der Renaturierung des Ökosystems Tropenwald ein hohes Potenzial zum Erhalt der biologischen Vielfalt sowie weiterer wichtiger Funktionen für das Klima.
 

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BR | Abenteuer im Amazonas-Regenwald | Pia und die wilde Natur

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